Wir haben einen Igel gefunden!



Igel (Erinaceus europaeus) Nachtaktiver Insektenfresser und Winterschläfer 

 

Was nun? Wann sollten sie zum Tierarzt gehen? 

Nun zur kalten Jahreszeit kommen viele Fragen auf, wenn man einen Igel findet. Es stellt sich die Frage: Wann sollte man diesen besonders geschützten Tieren helfen? Wann sollte man sich mit seiner Hilfe zurückhalten und den wildlebenden Igel nicht aus der Natur entfernen?

Der Gesetzgeber sieht es vor - Tiere der besonders geschützten Art, und dazu zählen die Igel, nicht aus der Natur zu entfernen, sofern sie nicht hilfebedürftig sind. Das heißt - ist ein Igel verletzt oder krank, nur dann ist es erlaubt - den Igel gesund zu pflegen bzw. aufzuziehen.

Wenn man einen Igel findet, sollte zunächst der Fundort genauer betrachtet werden. Bei Baugruben, Lichtschächten, Hausbau, Straßenbauarbeiten, Garten- und Parkumbauarbeiten gibt es viele Gefahren für den Igel - ggf. muss das Tier an einen sicheren Ort verbracht werden.

Es ist zu klären, wie sich das Tier verhält, ob es "nur" einen neuen Unterschlupf sucht und zu welcher Jahreszeit es unterwegs ist. Igel, die nach Wintereinbruch, d.h. bei Dauerfrost, oder im Schnee tagsüber herumlaufen, sollten genauer beobachtet werden. Es könnte sich um ein Jungtier, oder schwaches älteres Tier handeln, dass sich nicht genügend Fett angefressen hat, um in den Winterschlaf zu gehen. 

Achten Sie auf die Körperhaltung, ist der Igel eingerollt, gibt er bei Annäherung Laute von sich, oder zeigt er eine erschwerte Atmung, ist er aktiv oder eher reglos, oder sind auf ihm Parasiten zu erkennen? Kranke Tiere erkennt man daran, dass sie tagsüber unterwegs sind und wie sie sich bewegen und verhalten. Bewegungsunfähige, oder apathische Tiere, Igel, die krampfen, torkeln, oder sich nicht einrollen können, müssen untersucht werden. 

Ebenso Jungtiere, Igelsäuglinge, besonders kleine und magere Tiere, sollten sich nicht selbst überlassen werden. Untergewichtige Tiere erkennt man an hervorstehenden Knochenpunkten, wie z.B. an hervorstehenden Hüftknochen und eingefallenen Augen . Unter einem Gewicht von 500 - 600 g bedarf es fachmännischer Pflege. 

Scheuen Sie sich nicht den Tierarzt aufzusuchen ! Wenn Sie unsicher sind und nicht weiter wissen, helfen wir gerne. 

Sind keine äußeren Verletzungen zu erkennen, aber der Igel wirkt trotzdem krank, mager und schwach? So handelt es sich oft um den Befall mit Innenparasiten, wie z. B. Lungenwürmer und Darmsaugwürmer, auch Kokzidien, Kryptosporidien und Bandwürmer kommen vor.

Ein geringer bis mittelgradiger Befall mit Innenparasiten ist bei Wildtieren normal. Ein Massenbefall jedoch, gar verbunden mit Nahrungsmangel oder Schwächung, kann tödlich sein . Beobachten Sie das Tier in Ruhe: wie hört sich die Atmung an, sehr schnell durch Aufregung, oder erschwert. Sind Rasselgeräusche, oder Husten zu hören?

Nahrungsverweigerung, Husten oder röchelnde Atmung sind sichere Anzeichen für einen ausgeprägten Lungenwurmbefall. Durch sachgemäße Entwurmung in der Tierarztpraxis ist dem Tier sicher zu helfen. 

Neben den durch Parasiten verursachten Krankheiten, treten auch bakterielle Infektionen (z.B. durch Salmonellen oder Colikeime) auf, die Durchfall verursachen.

Zögern Sie den Gang zum Tierarzt nicht hinaus! Nehmen sie eine Kotprobe mit. Sie gibt dem Tierarzt Aufschluss über viele Krankheitsgeschehen.

Liegt eine Unterkühlung vor ?
Wärmen Sie den Igel, in dem Sie eine Wärmeflasche in ein Handtuch einwickeln und den Igel draufsetzen, so dass keine Verletzungsgefahr besteht, der Igel kann zudem mit einem weiteren Tuch zugedeckt werden.

Beachten Sie im Umgang mit dem Igel die Grundregeln der Hygiene. Kinder und Erwachsene sollten sich nach dem Anfassen gründlich die Hände waschen und bei Verletzungen und offenen Wunden besser Handschuhe tragen.

Wenn Sie weitere Fragen haben, so bietet "Pro- Igel e.V." rund um die Uhr Hilfe unter der Igel- Hotline: 01805-555955 an. Auch im Internet unter www.pro-igel.de finden sie eine Menge Wissenswertes und nützliche Hinweise. 

Weitere interessante Seiten:

www.igelschutz-do.de
www.derwesten.de (Rubrik Tierisches in aller Kürze)

 

 

Erstversorgung: 

  • Tier in sicheren Transportbehälter packen und warm halten (Wärmflasche)

  • Nahrung anbieten: geeignet ist Hunde - oder Katzenfeuchtfutter, Rührei, rohes Pferde - und Rindfleisch, gekochtes Hühnerfleisch, Fisch als Ballaststoffe: Haferflocken, Weizenkleie und kommerziell erhältliches Igelfutter. zu trinken: Wasser oder Fencheltee keinesfalls sollten Obst, Nüsse, Gemüse und Milch angeboten werden, da unverdaulich . 

  • Kotprobe nehmen, sofern welcher abgesetzt wird

 

Zögern Sie den Gang zum Tierarzt nicht hinaus ! Weder Wärme noch Futter können eine bestehende Erkrankung heilen.

 

Winterschlaf:

  • Mindestgewicht 600 gr. , bei ausgewachsenen Tieren besser 700 gr. und mehr. 

  • Winterschlaftemperatur sollte um oder unter 0 Grad betragen, d.h. Schuppen, Gartengehege ,Balkon oder nicht beheizter Dachboden sind geeignet. 

  • letzte Medikamentengabe sollte mindestens 5 Tage besser 14 Tage zurückliegen 

  • eine gut isolierte Holzkiste mit entsprechenden Schlupflöchern oder ein Tonhäuschen aus dem Fachhandel sind geeignet. 

 

 

  • Haltbares Futter und Trinkwasser sollte angeboten und regelmäßig kontrolliert und erneuert werden.

  • reichlich trockenes Nistmaterial (Papier, Heu) zur Verfügung stellen 

  • wacht der Igel im Laufe des Aprils nicht auf - bringt man ihn in eine wärmere Umgebung .

 

Junge nordafrikanische Weißbauch-, Zwerg- oder Vierzehenigel (Atelerix albiventris), die Vettern unserer europäischen Braunbrustigel (Erinaceus europaeus), halten keinen Winterschlaf! 

 

Zum Schluss eine Anmerkung: 

Entstehende Kosten durch eine tierärztliche Behandlung, sollte der Finder oder Überbringer tragen, da alle Tierärzte diese Kosten so gering wie möglich halten, zumeist lediglich die Selbstkosten berechnen. Auch dies kann man als praktizierten Tierschutz betrachten! 

 

© 11/2008 

Dr. med. vet. H. Gmeiner & Dr. (Univ. Mailand ) C. Höptner, Fachtierärzte für Kleintiere
Hansastrasse 45, 45478 Mülheim an der Ruhr 
E-mail: info@kleintierpraxis-mh.de 
 

Igelfotos: 

Dr. Bernhard Lazarz

 

Der Igel ist das Wildtier des Jahres 2009. 
Das Stacheltier sei auf allen Kontinenten verbreitet, 
begründete die Schutzgemeinschaft Deutsches Wild ihre Wahl.

dpa