Katzen unter sich - nach dem Tierarztbesuch

Immer wieder kommt es vor, dass unter Katzen Streit ausbricht, selbst wenn sie vorher immer gut miteinander ausgekommen sind. Ein möglicher Auslöser ist die Abwesenheit einer Katze. Riecht sie bei ihrer Rückkehr fremdartig, wird sie von der zurückgebliebenen Katze nicht mehr als gruppenzugehörig erkannt. Als Mensch fällt es einem schwer, das zu verstehen, denn wir können das Geruchsvermögen von Katzen und die Wichtigkeit von Geruch für sie nicht nachvollziehen. Für Katzen bedarf es jedoch einigen Fingerspitzengefühls.



Ein Tierarztbesuch ist mit einer Vielzahl fremdartiger Gerüche verbunden und auch die behandelte Katze hat mehr oder minder viel Stress gehabt, was ihre Stimmung und ihren Geruch beeinflusst. Zu Hause wieder angelangt, müssen Sie Ihrer Katze Zeit lassen, sich zu entspannen und den häuslichen Geruch anzunehmen. Bringen Sie sie dafür in ein Zimmer, in dem sich ihre Katze sonst auch gerne aufhält und von dem Sie die Tür schließen können. Ihre Katze sollte für die nächsten ein bis zwei Stunden noch keinen Kontakt zu der/den zu Hause gebliebenen Katze/n haben. Besonders bewährt hat sich das Schlafzimmer. Eine Katze, die eine Narkose bekommen hatte, muss erst vollständig fit sein, wenn sie zu den anderen gelassen wird. Sie darf nicht mehr wackelig auf den Beinen oder benommen sein. Ihr merkwürdiges Verhalten könnte sonst Aggression bei der/n Heimgebliebenen auslösen. Stellen Sie Ihre Katze in dem Transportkorb in das Zimmer, machen die Tür der Box auf, aber überlassen Sie es Ihrer Katze, wann sie heraus kommen möchte. 

 

 


Lassen Sie sie dann allein und kümmern sich intensiv um Ihre andere/n Katze/n. Nach einiger Zeit nehmen Sie sich eine viel benutzte Decke der zu hause gebliebenen Katze/n und gehen zu Ihrem Heimkehrer ins Schlafzimmer. 

Möchte Ihre Katze Kontakt zu Ihnen, kümmern Sie sich um sie. Versuchen Sie dabei sie sanft mit der Decke der anderen Katzen in Kontakt zu bringen, so dass sich der Geruch der Decke auf ihr verteilt. Reiben Sie sie mit der Decke ab, wenn es Ihrer Katze angenehm ist. Sie dürfen ihr das Reiben mit der Decke nicht aufzwingen! Es soll freundlich in gegenseitigem Einvernehmen erfolgen. Ist Ihre Katze kein Fan von solchen Kuschelvarianten, legen Sie einfach Decken Ihrer anderen Katze/n an den Stellen hin, an denen Ihre nach Hause gekommene Katze gerne liegt. 

Gehen Sie danach nochmals zu Ihre/n anderen Katze/n. Irgendwann machen Sie beiläufig die Schlafzimmertür auf und überlassen den Rest Ihren Katzen. Gehen Sie vielleicht nochmals zu den zu Hause gebliebenen Katzen. Ansonsten kümmern Sie sich nicht weiter um sie und beschäftigen Sie sich mit etwas anderem. Denn wenn Sie in angespannter Stimmung neben Ihren Katzen stehen und warten, ob etwas passiert, wird auch etwas passieren. Ihre Anspannung überträgt sich auf die Katzen und erhöht die Wahrscheinlichkeit für Probleme. Strahlen Sie Ruhe und Normalität aus, das hilft Ihren Katzen am meisten.

Ist die Katze, die beim Tierarzt war, sehr ungeduldig und möchte unbedingt aus dem Zimmer, spielen Sie vor dem Herauslassen mit ihr und beginnen Sie das Zusammenlassen Ihrer Katzen mit einer gemeinsamen Fütterung.
Beachten Sie, dass Katzen generell Verstecke brauchen, um Stress abbauen und auch mal für sich sein zu können. Besonders beliebt sind Verstecke in luftiger Höhe, nahe der Zimmerdecke. Das Versteck sollte einen Sichtschutz haben, über den Ihre Katze noch hinwegblicken, selber aber nur schlecht oder gar nicht gesehen werden kann. Natürlich sollte ein Versteck auch gemütlich sein und groß genug, um sich bequem hinlegen zu können. Letzten Endes muss Ihre Katze das Versteck auch erreichen können. Es müssen also Möbel oder Regalbretter den sportlichen Fertigkeiten Ihrer Katze entsprechend in ansteigender Höhe vorhanden sein. Auch ein durchgehender "Stamm" zum Hochklettern ist beliebt. Er muss aus Weichholz sein oder mit Sisal o. ä. umwickelt sein, damit Ihre Katze Halt zum Klettern hat. Weiterhin darf er nicht von Sitzbrettern unterbrochen sein.

 

Haben Sie keine Schränke oder Regale, die sich zu einem Versteck eignen oder es bereits sind, können Sie einzelne Regalbretter montieren. Ordnen Sie sie treppenartig an. Das oberste bekommt dann noch eine Blende nach vorne und eine gemütliche Ausstattung. Verstecke auf dem Boden lassen sich leicht durch das Verteilen von Decken gestalten. Wählen Sie Möbelstücke in Randbereichen auf und legen eine Decke so darüber, dass sie bis zum Boden reicht und unter dem Möbelstück ein Hohlraum entsteht. 

 

Sie können auch Regale leer räumen oder auch nur einen Teil, sodass im hinteren Bereich ein Versteck entsteht.  

Besonders beliebt bei Katzen sind auch offene Schranktüren, vorzugsweise des Kleiderschranks, da diese bereits weich gepolstert sind. Möchten Sie keine derartig "benutzte" Wäsche haben, richten Sie Ihrer Katze ein eigenes Schrankfach ein und versperren die übrigen.

Wichtig ist, dass Sie für jede Ihrer Katzen Verstecke haben, die sie gerne nutzen. Sollte es einmal zu einer Meinungsverschiedenheit kommen, kann sich die "angezickte" Katze nämlich zügig in ein Versteck zurück ziehen, sodass unschöne Verfolgungsjagden durch die Wohnung gar nicht erst entstehen. Die meisten Katzen können sich auch durchaus wieder vertragen.

 

 

© 01/2009 

Karina Mahnke, Tierärztin, Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie 
Linienstr. 72, 40227 Düsseldorf
E-mail: karina.mahnke@web.de 
 

Fotos:

Dr. Bernhard Lazarz