Karneval und Hund



Eine Fledermaus? - Dieser Hund fühlt 
sich sichtlich unwohl. Ihm muss der
Verkleidungsspaß erlassen werden! 

 

Für Hunde, die Silvester Probleme haben, bedeutet Karneval direkt das nächste traumatische Event. Für einen Hund mit Geräuschängsten sind nicht nur Knaller und Feuerwerk ein Problem, sondern auch Kapellen mit Pauken und Trompeten. Die Musik der Karnevalszüge schlägt so manchen Hund in die Flucht. Da hilft kurzfristig leider nur eins: Das weiträumige Meiden von Karnevalszügen, zumindest für den Hund.

 

 

Denn ein Hund, der richtig Angst vor Etwas hat, wird immer nur wieder Angst empfinden, wenn er der Situation ausgesetzt wird. Das Problem kann dadurch sogar wesentlich schlimmer werden. Im schlimmsten Fall bringt der Hund sogar seine Angst mit neuen Reizen in Verbindung. Nach dem Motto, dass z. b. das eigentlich harmlose Moped vom Hund verantwortlich gemacht wird, Angst zu bekommen, obwohl das Moped mit dem Auslöser für die Angst überhaupt nichts zu tun hat. Auf diese Weise können betroffene Hunde immer mehr Ängste entwickeln. Es gilt also zu vermeiden, dass der Hund wieder Angst hat und auf der anderen Seite arbeitet man im Rahmen einer Verhaltenstherapie an dem Abbau der Angst.

Legen Sie zur Karnevalszeit die Spaziergänge mit Ihrem Hund an Orte und zu Zeiten, an denen eine größtmögliche Chance besteht, dass Sie in Ruhe mit Ihrem Hund gehen können. Neigt Ihr Hund dazu, in Panik weg zu laufen, müssen Sie ihn zur Sicherheit an der (langen) Leine halten. Denn unkontrolliertes Davonstürmen kann Ihren Hund und andere in Gefahr bringen. Hat Ihr Hund Angst, tun Sie so als ob nichts gewesen wäre. Ihn davon zu überzeugen, dass er keine Angst haben bräuchte, ist nicht möglich. Alles was Ihr Hund dann empfindet, ist Angst. Er kann nicht mehr richtig denken und daher auch keine bekannten Kommandos befolgen. Seien Sie in kritischen Situationen für Ihren Hund der Fels in der Brandung, bewahren Ruhe und bringen Ihren Hund aus der Gefahrenzone.

Zu hause sollten Sie eine mögliche Geräuschkulisse so weit wie möglich dämpfen. Schließen Sie alle Fenster, Rollläden und Vorhänge. Machen Sie Musik und/oder den Fernseher an. Zeigt Ihr Hund Angst, gehen Sie überhaupt nicht darauf ein. Tun Sie so als ob nichts wäre. Versuchen Sie auf keinen Fall Ihren Hund zu beruhigen, sie würden ihn lediglich in seiner Angst verstärken. Lassen Sie ihn sich dort verstecken, wo er möchte und lassen ihn in Ruhe. Möchte sich ihr Hund bei Ihnen anschmiegen, lassen Sie das zu, aber kümmern Sie sich nicht um ihn. Tun Sie so als ob Sie keine Zeit für ihn hätten und lassen sich ihre Sorge nicht anmerken. 

Bei besonders großer Angst gibt es die Möglichkeit, die Angst Ihres Hundes mit Hilfe von Medikamenten zu verringern. Sprechen Sie Ihren Haustierarzt auf ein Angst lösendes (nicht ruhig stellendes) Medikament an. Nach Karneval sollten Sie unbedingt beginnen, mit Hilfe verhaltenstherapeutischer Maßnahmen an dem Problem Ihres Hundes zu arbeiten, denn die nächsten Silvester- und Karnevalsfeiern kommen bestimmt!

Ein ganz anderer Bereich rund um Karneval liegt in der Versuchung, auch den Hund zu verkleiden. Alles was Ihren Hund wirklich nicht stört, ist natürlich erlaubt. Aber beobachten Sie kritisch Ihren Hund, ob er sich wirklich so verhält wie immer. Denn das Unwohlsein eines Hundes kann sich sehr verschieden zeigen. Die einen wehren sich richtig und versuchen, sich das ungeliebte Kostüm vom Leibe zu reißen, andere werden nur hampeliger oder nervös. Es gibt aber auch Vertreter, die deutlich ruhiger oder einfach nur artiger werden. Auch sie fühlen sich nicht wohl, selbst wenn der Effekt durchaus für den Menschen praktisch sein kann. Manche Hunde werden gereizter und können sich z. B. schneller mit anderen Hunden streiten, andere steigern sich in ihre Unarten hinein, wie z. B. noch vehementer als gewohnt, nach Fressbarem zu suchen.
Auf der anderen Seite verkleideter Hunde stehen die Begegnungen mit Artgenossen. Durch ausschweifige Outfits können andere Hunde verunsichert auf den veränderten Artgenossen reagieren, was wiederum schneller zu Auseinandersetzungen führen kann. 
Im Spiel mit anderen Hunden bietet jegliches Anhängsel vom Halsband bis zum Anzug für andere Hunde die Möglichkeit hinein zu beißen wie in ein Spielzeug und daran herum zu zerren. Im schlimmsten Fall kann sogar ein Hund mit dem Kiefer hängen bleiben und sich ernsthaft verletzen. Je weniger am Hund dran ist, desto weniger kann auch passieren. Mit einem Halsband in besonderer Karnevalsoptik sind Sie also am ehesten auf der sicheren Seite. 

Beachten Sie auch, dass in der Karnevalszeit leider vermehrt mit Scherben auf der Straße zu rechnen ist. Auch ein übermäßiger Genuss an herumliegender Kamelle kann zu Verdauungsproblemen und leider auch schlimmerem Führen. So können Hunde z. B. von Schokolade regelrecht lebensbedrohliche Vergiftungserscheinungen entwickeln, wenn sie sie in einer bestimmten Menge aufgenommen haben.
Mitten in der Menge fühlt sich kein Hund wohl. Das ständige Geschubse und Getreten werden ist einfach kein Genuss. Lassen Sie Ihren Hund am besten zu hause oder bei nicht feiernden Bekannten und sorgen Sie für ausreichend leckere Kauartikel zur Beschäftigung. Dann können Sie mit gutem Gewissen feiern gehen! 


 

© 02/2009 

Karina Mahnke, Tierärztin, Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie 
Linienstr. 72, 40227 Düsseldorf
E-mail: karina.mahnke@web.de 
 

 

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Karina Mahnke